„The sky is the Limit“
Für Technische Analysten gibt es fast nichts Positiveres über einen Markt zu berichten, als dass dieser ein neues Allzeithoch erreicht habe. Die wesentlichen Aspekte sind:
- Über dem Kurs können keine echten charttechnischen Widerstände liegen, da nie zu höheren Kursen gehandelt wurde und von daher auch niemand da ist, der auf Verlusten sitzt und darauf wartet, mit einem blauen Auge davonzukommen.
- Um ein Allzeithoch zu erreichen, muss man sich in einem Aufwärtstrend befinden.
Der Charme solcher Chartpunkte liegt also darin, dass sich in den für Technische Analysten wesentlichen Dimensionen – Trend bzw. Widerstand und Unterstützung – eindeutige und positive Aussagen ableiten lassen. Die Idee dahinter ist, dass das Allzeithoch eine Verschiebung der Marktkräfte zu Gunsten der Nachfrage auslöst und dem Kurs so weitere Schubkraft verleiht. Psychologisch kann noch dazukommen, dass sich viele Anleger schwer tun, am Allzeithoch zu kaufen, weil sie fürchten dumm auszusehen, falls sie nicht nur viel, sondern letztlich zu viel bezahlt haben. Auch das ist im Prinzip positiv, weil an der Seitenlinie einiges an latenter Nachfrage wartet, die über kurz oder lang in den Markt gezogen wird – kurioserweise vor allem dann, wenn die Angst etwas zu verpassen übermächtig geworden ist und der endgültige Gipfel naht, weil dann auch die letzten Zweifler überzeugt wurden und gekauft haben.
In dünner Luft
Dennoch haben Allzeithochs auch negative Aspekte:
- Mitunter kommt der Kurs schon so übergekauft am Allzeithoch an, dass er zu „erschöpft“ ist, um noch weiteren Schub zu entwickeln. Der Markt wollte dann einfach nur die wichtige Marke sehen Ist das abgehakt, besinnt man sich auf wichtigeres wie Bewertungen und Unternehmensaussichten.
- Irgendwann gibt es im Kursverlauf auch das letzte Allzeithoch, das über Jahre, mitunter Jahrzehnte, nicht mehr erreicht oder überschritten wird – der Gipfel einer Generation.
Nun hat der DAX in den letzten Wochen zwar eine ganze Reihe von Allzeithochs erzielt, die frische Aufwärtsdynamik blieb jedoch überwiegend aus. Zum Teil musste das frisch gewonnene Territorium sogar unmittelbar danach wieder aufgeben werden (vgl. Abb., gelbe Markierungen). Wenn man das vorschnell als Fehlsignal interpretiert, betont man möglicherweise zu stark den Aspekt des Scheiterns und vernachlässigt, dass kurze Zeit später ein erneuter Anlauf unternommen wurde. Keines der Signale erbrachte bislang die erwartete Dynamik und die Situation bleibt mehrdeutig. Das aber entspricht genau dem Wesen der Märkte als Diskontierungsmechanismus, der tendenziell Kursniveaus ansteuert auf denen sich Angebot und Nachfrage ausgleichen.
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Zusatzanalysen
Auch mit Zusatzanalysen kann man dieser Tendenz nur bedingt entrinnen, da – zumindest theoretisch – auch deren Erkenntnisse in den Kursverlauf eingearbeitet werden. Die Saisonalität sagt beispielsweise klar aus, dass im nun laufenden Börsenhalbjahr (Juni bis November) historisch nur unterdurchschnittliche Renditen zu erzielen waren. Natürlich weiß das jeder Börsianer, oder könnte es zumindest wissen, weshalb man davon ausgehen könnte, dass dieses Wissen auch bereits im heutigen Kursniveau verarbeitet wurde. Denn dass auf den Mai, Juni, Juli und August folgen, gehört zu jenen Erkenntnissen, die auch weniger hartgesottene Börsianer kaum erschüttern sollten. Die Erklärung könnte darin liegen, dass solche Aspekte den Marktteilnehmern gelegentlich aus dem Fokus geraten, um dann umso überraschender ins Bewusstsein zurückkehren. Noch schwieriger ist es das Sentiment zutreffend zu beurteilen. Weder die eigene Stimmung, noch das Hörensagen taugen dazu. Allerdings wird das Sentiment kontinuierlich und professionell von Anbietern wie sentix ermittelt und das erlaubt dann schon Rückschlüsse auf die Marktverfassung. Im Smart Investor 7/2017, der zum Wochenende erscheint, gibt es das Update und das – so viel darf hier verraten werden – zeigt eine erneut leicht gestiegene Risikobereitschaft der Anleger. Was das bedeutet? Dazu mehr in der neuen Druckausgabe.
Charttechnisch sind wir mit dem heutigen Handelstag gefährlich nahe an die untere Begrenzung des in der letzten Woche beschriebenen Aufwärtskeils herangeraten. Das zeigt zudem die eingangs beschriebene Charakteristik, denn noch gestern erreichte der DAX im Tagesverlauf ein neues Allzeithoch, nur um aktuell schon wieder auf Messers Schneide zu stehen. Das Spannende an dieser Situation besteht darin, dass dem Geplänkel auf hohem Niveau nach einer endgültigen Richtungsentscheidung hohe Dynamik folgen kann – in beide Richtungen. Da wir die Gefahren im Moment jedoch als größer beurteilen, lassen wir unsere potentielle Absicherung (Kauf per Stopp Buy) im Markt. Mehr dazu im Teil Musterdepot.
Alles eine Frage des Preises
Mit Spannung erwartet wurde die heutige Hauptversammlung der Sanierungsholding Aurelius. Denn das Unternehmen wurde im Mai durch den Shortseller Gotham City attackiert, der mit seiner Studie die Aktie auf Talfahrt schickte. Kein Wunder also, dass das Aktionärstreffen so gut wie seit Jahren nicht mehr besucht war. Vor allem die Aussagen von CEO Dr. Dirk Markus zum Thema Gotham City wurden mit Spannung erwartet. Für ihn sei dieser Angriff völlig überraschend gekommen, so Markus, der die Aktivität der Shortseller mit einem Eisberg verglich. Gotham City selbst ist für ihn lediglich die Spitze davon. Die wahren Hintermänner seien jedoch vermutlich Hedgefonds mit juristischem Sitz in diversen Steueroasen. Nach Schätzungen von Markus hätten Gotham City und deren Hintermänner mit ihren Leerverkäufen einen zweistelligen Millionenbetrag verdient, während die Aurelius-Aktionäre in der Spitze bis zu einer halben Milliarde Euro verloren hätten. Die direkte Auseinandersetzung mit den Shortsellern sei laut Markus wenig zielführend, denn diese wollen nicht durch Argumente überzeugt werden. Vielmehr hätten diese durch bewusste Falschinformationen einen Abverkauf der Aktie bewirken wollen.
Als Konsequenz gelobte Markus eine erhöhte Transparenz. So wird der ausgewiesene Net Asset Value (NAV) zukünftig durch den Wirtschaftsprüfer testiert. Um dem Vorwurf der unsauberen Bilanzierung vorzubeugen, soll dieses Mandat gleichzeitig für das nächste Geschäftsjahr ausgeschrieben und an einen neuen Wirtschaftsprüfer vergeben werden. Auch juristisch sei Aurelius gegen Gotham City vorgegangen. Nach einer erfolgreichen Unterlassungsklage dürfe Gotham einzelne Aussagen aus seinen Reports nicht mehr wiederholen. Allerdings handelt es sich dabei nicht unbedingt um die spektakulärsten Aussagen daraus. Interessant war dagegen der Rat den Dr. Markus seinen Aktionären mit auf den Weg gab: Beim Blick auf den langfristigen Chart der Aurelius-Aktie falle auf, dass es lediglich zwei größere Einbrüche gebe. Einen im Zuge der Finanzkrise 2008, einen zweiten durch den Angriff von Gotham City. Zwar geben die Portfolio-Unternehmen von Aurelius dazu derzeit keinen Anlass, insgesamt sieht Markus unsere Wirtschaft jedoch erneut auf eine Krise wie 2008 zulaufen. Sein genereller Rat an Anleger ist daher: Diversifizieren und sich darauf vorbereiten!
In der anschließenden Fragen- und Antworten-Runde gaben sich die Aktionäre und deren Vertreter angesichts der Geschehnisse relativ zahm. Wie wir bereits im Smart Investor 6/2017 und 5/2017 geschrieben hatten, sind die ganz entscheidenden Punkte für uns die Beteiligungshöhe des Vorstandes am Unternehmen sowie die Bewertung des NAVs. Zu ersterem gab es erneut keine Auskunft. Laut dem Aufsichtsratsvorsitzenden Prof. Dr. Mark Wössner sei dies Privatsache der jeweiligen Personen. Juristisch mag dies richtig sein, wir hätten uns hier jedoch bereits direkt nach der Gotham-Attacke mehr Klarheit gewünscht. Zum Thema NAV ist für uns vor allem folgender Punkt interessant: So wurde SECOP zum 30.6.2016 noch mit einem NAV von 256 Mio. EUR ausgewiesen, nun jedoch für 185 Mio. EUR verkauft. Im letzten Heft hatten wir daher erneut darauf hingewiesen, dass möglicherweise bei der Bewertung des Portfolios ein genereller Abschlag vorzunehmen ist. Auf Nachfrage erklärte uns Dr. Markus heute, dass der auf SECOP entfallene NAV kurz vor dem Verkauf deutlich geringer war und diese Beteiligung fast exakt zum NAV verkauft wurde. Denn in den Monaten vor dem Exit habe es Ausschüttungen gegeben. Daneben sei ein anderes „Transaktionssubjekt“ verkauft worden, da der Käufer nicht die Zwischenholding von Aurelius übernommen hätte, sondern eine andere Gesellschaft. Dies klingt plausibel, ist für uns aus einer Aussenperpektive jedoch schwer zu überprüfen. Klarheit wird hier nur die Beobachtung der kommenden Exits aus dem Aurelius-Portfolio bringen. Erst dann wird man beurteilen können, ob die Aktie derzeit mit einem Discount oder eine Prämie auf den inneren Wert notiert.
Besser als erwartete „Zigarre“
Definitiv mit einem Discount zu ihrem inneren Wert hat die Aktie der belgischen SAPEC notiert. Wir hatten diese in unserem letzten Heft als „Buy“ empfohlen. Nach dem Verkauf des Kerngeschäftes schlug das Unternehmen seinen Aktionären die Ausschüttung einer Dividende von 150 EUR je Aktie vor. Und obwohl SAPEC auch nach dieser Ausschüttung auf Assets zwischen 40 und 50 EUR je Aktie sitzt, notierte die Aktie bis letzte Woche lediglich knapp über 150 EUR. Die Aktie ist daher ein „Cigar Butt“, wie es Value-Altmeister Benjamin Graham nennen würde. Ein Zigarrenstummel, den man am Straßenrand findet. Zwar mag dieser nicht besonders gut schmecken, er gibt aber auf jeden Fall noch ein paar Züge her. Und das Beste: Das Paffen kostet nichts. Seit gestern ist jedoch klar: So ganz zu Ende geraucht war diese Zigarre noch nicht. Denn die Familie Velge, die SAPEC kontrolliert, plant, den Aktionären ein Angebot zu 60 EUR je Aktie (nach Ausschüttung) zu unterbreiten. Bereits heute notiert die Aktie daher ex-Dividende bei knapp 60 EUR, umgerechnet rund 210 EUR vor der üppigen Ausschüttung. Aktionäre, die unserem Rat gefolgt sind, konnte daher mit SAPEC in wenigen Wochen knapp 40% Rendite erzielen (ohne Berücksichtigung einer möglichen Steuerthematik). Nun ist eine Situation wie die von SAPEC bei weitem nicht alltäglich. Es zeigt jedoch im Kleinen, dass Value funktioniert. Freuen Sie sich daher auf unser neues Heft, im dem wir uns ganz der Value-Philosophie verschrieben haben. Wir haben uns unter anderem mit der Value-Legende Mario Gabelli unterhalten, interessante Small Caps sowie Standartwerte mit Value-Charakter analysiert und uns noch einmal mit den Grundlagen der Schule von Benjamin Graham und Warren Buffett beschäftigt.
Musterdepot Aktien & Fonds
Wir haben bei drei Edelmetall-Aktien aufgestockt und bei Bijou Brigitte den Wiedereinstieg gewagt. Mehr dazu im Bereich „Highlights/Musterdepot“ auf www.smartinvestor.de. Sie können sich dort durch einfaches Blättern einen schnellen Überblick über die letzten Wochentransaktionen verschaffen.
Fazit
Während es beim DAX spannend werden könnte, scheinen sich bei Aurelius die Wogen zu glätten.
Ralph Malisch, Christoph Karl
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Die Charts wurden erstellt mit TradeSignal von www.tradesignal.de und Tai-Pan von Lenz+Partner. Diese Rubrik erscheint jeden Mittwochnachmittag.
Der Beitrag SIW 25/2017: Versagende Allzeithochs erschien zuerst auf Smart Investor.